Der weitaus überwiegende Anteil an Webshops im deutsprachigen Raum ist heute alles andere als barrierefrei – weder nach technischen Kriterien (Stichwort WAI Richtlinien), noch nach den Regeln einfacher Benutzbarkeit (Stichwort Usability). Die Webshops sind entweder auf internet-affine Zielgruppen zugeschnitten, oder profitieren davon, dass man sich an eine gewisse Gestaltung gewöhnt hat. Das kommt natürlich insbesondere den Platzhirschen zugute.
Was für Internet Power-User ärgerlich ist, kann für andere Menschen schlichtweg eine unüberwindbare Hürde darstellen. Dabei sind es gerade ältere und behinderte Menschen die, zB. auf Grund einer eingeschränkten Mobilität, in hohem Maß vom Online-Shopping profitieren können.
Wie bereits angedeutet, muss ein für alle nutzbarer Webshop zwei grundlegende Anforderungen erfüllen:
- Barrierefreiheit nach entsprechenden Standards. Die Kriterien sind bekannt und im Prinzip auch mit entsprechendem Know-how bei Webshops umsetzbar. Wenngleich die österreichische Rechtslage klare Anforderungen stellt, ist die Marktdurchdringung barrierefreier Online-Shops noch sehr spärlich, wie ein Quick-Check bei den Marktführern zeigt.
- Weitaus schwieriger gestaltet sich eine benutzerfreundliche Gestaltung von Online-Shops, welche die speziellen Anforderungen der Generation 50plus und von Menschen mit Behinderungen berücksichtigt. Hier sind die Anforderungen bei weitem nicht so klar. Darüber hinaus haben wir es hier mit in hohem Maß vertrauensabhängigen Transaktionen, komplexen Informationsstrukturen und einer Vielzahl von Features zu tun, mit denen BenutzerInnen die aus der „konventionellen Shoppingwelt“ kommen nicht vertraut sind.
Ein Forschungsprojekt für barrierefreie Webshops
Diese Problematik hat WIENFLUSS in Kooperation mit putzhuber.net zum Anlass genommen das Forschungsvorhaben „Accessible e-Commerce – Webshops für die ältere Generation und für Menschen mit Behinderungen“ zu initiieren. Das von der Stadt Wien im Rahmen des Förderprogramms „Vienna Enabled“ unterstützte Projekt soll die Benutzbarkeit von Online-Shops für ältere InternetnutzerInnen und Menschen mit Behinderungen optimieren und diese Optimierungen im Rahmen einer best Practice Umsetzung belegen.
Im Mittelpunkt stehen insbesondere Fragestellungen der Benutzbarkeit und Usability aus Sicht der speziellen Zielgruppen. Hier bestehen in fast allen Implementierungen am Markt noch große Mängel. Die größten Probleme liegen in den Bereichen: Vertrauenswürdigkeit, Orientierung und Übersicht, Klarheit des Bestellvorgangs, Übersichtlichkeit der Interfaces etc.
In umfangreichen Usabilitytests an bestehenden Webshops sollen die wichtigsten Benutzungsbarrieren identifiziert werden. Methoden der Motivforschung sollen darüber hinaus grundlegende Hemmnisse aufzeigen.
Ein wesentliches Ergebnis der Forschungsarbeit soll ein Katalog mit Gestaltungsrichtlinien für barrierefreie Webshops sein.
Im Rahmen einer proof-of-the-concept Implementierung werden – aufbauend auf ein bestehendes e-Commerce Framework – die Forschungsergebnisse auf ihre Gültigkeit und Praxistauglichkeit überprüft.
Ein Beitrag im Rahmen der Accessibility Blog Parade 2007.
4 Gedanken zu „Accessible e-Commerce – von KatalogkäuferInnen zu Online-ShopperInnen …“
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