grüßt Blue Beanie Day.
Recyceln wir also das Mützenbild vom Vorjahr, um wieder für Webstandards zu werben.
Ein blauer Plastiksack ist mir da über den Kopf gestülpt und gemahnt nebenbei (2 Fliegen mit einer Klappe) auch daran, dass Plastik unseren Planeten zumüllt.
Ob ich einen neuen Sack finde für den Abend in Stiegls Ambulanz, wo sich heute, am 30. 11. 2009 ab 18 Uhr die Wiener Blauen Mützen treffen?
Für die Aktion BBD09-5 jedenfalls die gewünschten 5 Gedanken:
Mütze 1: Für Webstandards, im Speziellen für Barrierefreiheit!
Aber ja, wir sind dafür! Und heuer insbesondere für die Authoring Tool Accessibility Guidelines (ATAG), die beschreiben, was Content Management Systeme könnten sollten in punkto Zugänglichkeit.
Mütze 2: Für Design!
Webstandards gehören in die Hinterköpfe der DesignerInnen, und Design gehört in die Vorderköpfe der Standardistas. Wir sollen die Welt – auch die virtuelle – nicht häßlicher hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.
Mütze 3: Für einen breiten Horizont!
Die Webstandards- und auch die Accessibilitybewegung ist breit und verschiedene Zugänge sind erlaubt:
- Standardsbewusste Agenturen sollen ihre Qualitätsarbeit machen und qualitätsbewusste KundInnen sie dafür fair bezahlen: Gegen Gratis, das auch bei der öffentlichen Hand grassiert.
- Evangelisten sollen evangelisieren und im eigenen Land weniger gelten als in Japan. So sei es in W3Cs Namen. Ein Heilmann soll sich deshalb nicht grämen und nicht herumzicken. Die Mehrheit liebt ihn auch in deutschen Landen.
- Von Barrieren Betroffene sollen die gesetzlichen Möglichkeiten nützen. Der Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern unterstützt sie dabei.
- Diskussionslustige sollen diskutieren, solange und worüber sie wollen. Wenn Videos flächendeckend automatisiert untertitelt sind und Gebärdensprachavatare sexy, wenn CSS 3, HTML 5, WAI-ARIA und das semantische Web schon wieder alte Hüte sind, dann flammt bestimmt die Debatte über die Hierarchie von Überschriften wieder auf. Ich freu mich richtig drauf!
- Und wer auf die Schnelle ein Layouttabellchen in seine DIV-Suppe legt, verliert auch nicht meine Achtung.
Mütze 4: Für Freiheit und ehrliches Engagement!
Ich habe auch kein schlechtes Gewissen, weil ich nur noch alle Jubeljahre slowblogge, geschweige denn über Webstandards twittere, facebookle, flickere, vimeoe, slideshare oder was nicht noch, also neben der Arbeit der Bewegung wenig nütze.
Ich habe gerade keine Zeit und keine Lust und hinterlasse keine Lücke. Sagen wir, ich kämpfe passiv gegen Informationsflut, Selbstvermarktungszwang und Instrumentalisierung und entschleunige mein kleines Leben.
Ich muss auch meinen Einsatz für die heilige Kuh Web-Accessibility hinterfragen.
Einerseits ist es eine sehr komfortable Art von sozialem Engagement, für die man zuhause vor dem Computer sitzen bleiben darf. Früher, als ich alten Frauen die Zehennägel geschnitten oder MigrantInnen in Deutschkursen den kargen Wortschatz (Was ist los? Arbeitslos!) aufgebessert habe, wars weniger bequem.
Andererseits verschwendet das Gefrickel für die Screenreadertauglichkeit von völlig irrelevantem, aber kompliziertem Content kostbare Lebenszeit und der soziale Nutzen ist gering. Das ist nur durch technisch-fachlichen Enthusiasmus zu rechtfertigen.
Mütze 5: Für Basisdemokratie für alle!
Wenn ich dem Twitterstream von FachkollegInnen folge oder auf Facebook sehe, was die sogenannten Freunde und Freundinnen gerade antreibt, bin ich fasziniert und voll Bewunderung für ihre Unermüdlichkeit in Sachen Webstandards und Netzkultur.
Das Mitmachweb ist zwar einerseits ein Hamsterrad, das uns außerhalb der Schlafenszeit beschäftigt hält. Es ist aber auch ein Instrument für Basisdemokratie mit ungeahnten Möglichkeiten.
Über die Meerschweinchen-Mentalität der Netz-Community und das parasitäre Wesen von Online-Medien hat Armin Thurnherr im Falter eine spannende Diskussion angezettelt, von Helge Fahrnberger löblich dokumentiert.
Beide Thesen – Hamsterrad und Demokratie-Werkzeug – bestätigen sich fein, wenn man die weitgehend kritischen Repliken liest.
Jetzt wählen wir aber erst einmal Martin Habacher zu Österreichs Superpraktikanten und lehren die Mächtigen das Fürchten, die glauben, dass sich das Web 2.0 einfach so benutzen lässt.
Vielleicht fürchten sie sich aber gar nicht, weil auch im Markenbildungsprozess für einen potentiellen Kanzler erst einmal nur die Publicity zählt. Den blinden WählerInnen bleibt das Dilemma – mitmachen oder nicht – erspart, weil ein grafisches Captcha sie sowieso nicht lässt.
Ein Gedanke zu „Und alle Jahre wieder…“
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