Screenreader Optimierung ist eines der faszinierendsten Spezialgebiete im weiten Feld der Barrierefreiheit. Man kann sich hier sehr vertiefen und alle gängigen Screenreader für Windows in mehreren Versionen installieren: JAWS, Virgo, COBRA, WindowEyes. Es gibt von allen Demoversionen. Die Open Source Screen Reader NVDA für Windows, Orca für Linux und den integrierten Mac Screenreader nicht zu vergessen. Alle verhalten sich etwas unterschiedlich.
Man kann alle möglichen Tastenkombinationen lernen und die verschiedensten Konfigurationsmöglichkeiten ausprobieren…man kann zukunftsorientiert alle verfügbaren WAI-ARIA Implementierungen testen, die auch bereits dem kleineren Teil der blinden Internet NutzerInnen, die nicht mehr IE7 oder IE6 verwenden, theoretisch zur Verfügung stehen…
Und trotz all dieses Expertentums wird man als sehender Mensch eine Website nicht so wahrnehmen wie es ein blinder Mensch tut, auch nicht, wenn man den grafischen Browser und die Maus deaktiviert.
Ich jedenfalls kann weder mein visuelles Vorstellungsvermögen und webdesign-technisches Vorwissen abdrehen, noch die strukturelle Logik und die Bedienungskompetenz mit der komplexen Screenreader Software erreichen, die erfahrene blinde NutzerInnen haben.
Wenn man Websites mit blinden Testpersonen testet, hat man AHA-Erlebnisse, die vorgefasste Hausverstands-Annahmen und verfestigte Lehrmeinungen wieder über den Haufen werfen und im Endeffekt mehr bringen als die eigenen Testbemühungen. Wer Web Accessibility ernst meint, kommt nicht umhin darum, sich mit Screenreadern auszukennen, dieser Artikel ist trotzdem ein Plädoyer dafür, „echte“ NutzerInnen in die Webentwicklung miteinzubeziehen.
Ein paar Screenreader AHAs – 1. Teil weiterlesen →